Der Verein

Gastfreundschaft, Kultur und Reben – dieses buchstäblich einladende Motto hat Gaby Fischer dem originelle Wein- und Kulturdörfchen Obernhof in der Verbandsgemeinde Nassau ab 2003 auf die Fahne geschrieben.

Die Oberhofer Reben können auf eine stolze Tradition zurückblicken: Der Überlieferung nach sind sie dem Kloster Arnstein zu verdanken, den Arnsteiner Patres, deren Vorgänger vor fast 1000 Jahren, im Jahr 1139 oder 1140 Setzlinge aus Burgund holen ließen und an den sonnigen Südhängen der Lahn anpflanzten. Die Kindeskinder der Kindeskinder dieser Reben wachsen noch heute dort.

Die Gastfreundschaft ist mindestens genau so alt, Klöster boten schon vor tausend Jahren den Reisenden ein schützendes Dach, traditionell köstliche Kochgenüsse und roten Wein vom Feinsten, wovon sich auch Geheimrat Goethe auf seinen Wanderungen längs der Lahn überzeugen konnte.

Und die Kultur? Kulturveranstaltungen unter dem Motto Kultur im Kloster, besonders im romanischen (und romantischen) Ambiente in Kirche, Kreuzgang und Refektorium von Kloster Arnstein fanden unter Leitung des damaligen Paters Stefan Diefenbach schon seit den 90er Jahren statt.

Seit 2003 hat sich nun noch durch Gaby Fischer ein zusätzliches „Highlight“ entwickelt, das das idyllische Obernhof weithin als ,,Kulturdörfchen“ bekannt gemacht hat: die Obernhofer Vollmondnächte.

Entstanden ist das Projekt auf rein privater Ebene an einem Vollmondabend im Spätherbst des Jahres 2002 am Kaminfeuer in fröhlicher Rotweinrunde in der Fachwerkstube vom damaligen Gasthaus Bingel.

Helge Ehmann, ein junger engagierter Winzer, Besitzer eines der schönsten und ältesten Winzerhallenhäuser an der Lahn, beschwerte sich im Verlauf des Abends, dass er an Vollmond immer Schlafprobleme habe, weil ihm der Geselle durchs Dachfenster mitten in sein Bett scheine.

Daraufhin machte Gaby Fischer den Vorschlag, man könne sich doch einfach in der Vollmondnacht zusammensetzen und sich was erzählen, Märchen oder eine der vielen Sagen aus dem Lahntal, die es ohnehin verdienten, einem breiteren Publikum (wieder) zugänglich gemacht zu werden. Und ein zufällig anwesendes Duo bot an, dazu Musik zu machen.

Dr. Bodo Lentzen-Deis, der „Spiritus Rector“ der Gruppe, zeigte sich bereit, per – noch zu erwerbendem – Beamer großformatige Bilder, u. a. aus dem romantischen Lahntal, aufgenommen mit einer – noch zu erwerbenden – Digitalkamera auf eine – noch zu erwerbende – Leinwand zu projizieren und IT-Fachmann Andreas von Schleinitz, der damals noch in Obernhof wohnte, wollte sich um die Computertechnik kümmern.

Nun fehlte noch ein gemütlicher Raum, warum nicht der, in dem gerade alle saßen? Martina Goedecke, die Wirtin vom romantischen alten Fachwerkgasthaus Bingel, wurde an den Tisch gebeten, um ihr den Vorschlag zu unterbreiten. Sie war begeistert von der Idee, und ihr Koch beschloss, eine jeweils zum Thema passende Speisekarte zu kreieren. So wurde geplant, für das Jahr 2003 ein Konzept für 12 literarische Konzerte zu entwerfen, Märchen, Mythen und Sagen, eingebettet in Musik.

Der erste Abend war der Schneekönigin von Hans Christian Andersen gewidmet, der Besuch übertraf alle Erwartungen! Auch das nächste Konzert „Auf der Suche nach dem Einhorn“ war vollbesetzt. Regionale Sagen folgten, u.a. bekamen die berühmte Obernhofer Wasserfrau, genannt Untermutter vom Hollerich, die Feenkönigin von Schloss Langenau und Zwergenkönig Laurin von Laurenburg und der alte Kobold vom Himmelsberg ein eigenes Konzert. Die Themen variierten und wiesen doch in dieselbe Richtung: Meist waren es in den ersten Jahren klassische Märchen (Afanasjew, Andersen, Bechstein, Grimm, Hauff, Perrault, 1001 Nacht), regionale und überregionale Mythen und Sagen, umrahmt von Musik, oft auch als Buchvorstellung.

Zusätzlich im Angebot der Arbeitsgemeinschaft sind inzwischen auch „anspruchsvollere“ Programme, z. B. Faust/Goethe, Nathan, der Weise/Lessing, Sommernachtstraum/Shakespeare, Die schöne Lau/Mörike, Orpheus und Eurydike, oder Texte von Eli Wiesel, Dietrich Bonhoeffer, Khalil Gibran usw.

Im Jahr 2025 sind die inzwischen fast 270 Obernhofer Vollmondnächte noch immer ein „Renner“ und überzeugen als interessantes und originelles Kulturangebot „vor Ort“. Das spricht sich mehr und mehr herum, der Freundeskreis, auch außerhalb von Orts- und Verbandsgemeinde, wächst stetig.

Auch ein zweiter Verein belebt die Obernhofer Kulturszene: Der gemeinnützige Verein Peregrini e.V.. Er wurde im Oktober 2007 auf Anregung von Pater Klapsing SSCC. gegründet, um die wenigen noch verbliebenen Patres und Brüder von Kloster Arnstein bei Kulturveranstaltungen zu unterstützen, gleichzeitig das Kloster und seine Geschichte den Besuchern nahezubringen und es auch über die Region hinaus bekannt zu machen.

Da Kloster Arnstein Station eines uralten Jakobsweges, des Lahn-Camino, ist und in den letzten Jahren auch wieder viele Einzelpilger nach Arnstein kommen, liegt es nahe, dass der Verein sich auch der Erforschung und Dokumentation mittelalterlicher Lebensweisen von Pilgern und Klosterinsassen widmet, Vorträge dazu organisiert und auch durch Kloster- und Pilgermärkte die damaligen Lebensweisen von Pilgern und Mönchen im Sinne erlebbarer Geschichte darstellt. Die beiden Mittelaltermärkte, einer am 3. Advent jährlich und der große Kloster- und Pilgermarkt am 3. Wochenende im August (im Wechsel mit Nassau), beide mit vielen Akteuren aus der Region und unter museumspädagogischen Aspekten gestaltet, ziehen Besucher weit über den Rhein-Lahn-Kreis an

Aber auch die Praxis kommt nicht zu kurz, so legen die Mitglieder und ihre Freunde im Kloster Arnstein immer wieder Hand an, wenn es z. B. darum geht, die Vorburg von Gestrüpp und Unkraut zu befreien, damit sie als Veranstaltungsplatz für Open-Air-Konzerte oder Lagerstätte bei Mittelaltermärkten genutzt werden kann. Zu jeder Veranstaltung erhält der frühere gotische Keltersaal von vielen fleißigen Händen die jeweils passende Dekoration und natürlich wird auch Lahnwein samt leckeren kulinarischen Kleinigkeiten aus der Region angeboten.

Schlagartig bekannt wurde der kleine Verein im Jahr 2009, als Peregrini e.V. auf Arnstein im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz die Ausstellung „Von Engeln geschrieben“ – die zweitgrößte Faksimile-Ausstellung der Welt (!) – präsentierte, und damit die Region in fassungsloses Staunen versetzte.

Weit über hundert wunderbare alte Handschriften, Evangeliare, Stundenbücher, Bibeln, aber auch antike wissenschaftliche Werke waren im gotischen Pilgersaal ausgestellt – und in allen durften die Besucher blättern! Die Ausstellung wurde begleitet von 14 Fachvorträgen der renommiertesten Handschriftenforscher aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz.

Von da an steigerte sich das kulturelle Angebot von Jahr zu Jahr:
2010 führte Peregrini e.V. die Besucher zurück in die frühe Zeit von Kloster Arnstein und widmete das Sommerfestival Conceptio per Aurem (Empfängnis durch das Ohr) mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Workshops dem Gregorianischen Gesang und dessen Faszination.

Das Highlight des folgenden Jahres, 2011, war die Ausstellung zur Manesse-Handschrift „Liebe unter dem Rosenbusch – im Garten der Minnesänger“,die Prof. Dr. Eberhard König, Paris/Berlin, einer der bedeutendsten Handschriftenforscher (weit über 300 Publikationen!) mit einem Vortrag im gotischen Pilgersaal eröffnete. Gezeigt wurden 40 hervorragende, detailgetreue, von Frau Dr. Voss auf Pergament gemalte Reproduktionen der berühmten Manesse-Handschrift aus Heidelberg. Parallel überreichte Gresch mit der Veranstaltungsreihe Arnsteiner Florilegium eine Blütenlese aus Musik, Malerei und Poesie.

Und als nun schon viele glaubten, soviel Schönes, soviel Beglückendes für die Seele, sei nicht mehr zu toppen, präsentierte Peregrini e.V., damals noch unter dem 1. Vorsitznden Diethelm Gresch, 2012 sein erstes Großprojekt, ein Lahnfestival „Gegen den Strom – Gott und die Welt im Arnsteiner Kaleidoskop“, das er statt mit bunten Glassplittern mit den Tugenden – Glaube, Liebe, Hoffnung, Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit – gefüllt hatte. Peregrini e.V. bot eine faszinierende Mischung aus Philosophie, Religion, Literatur und Musik in 52 verlockenden Veranstaltungen, in 52 glänzenden Kultur-Kostbarkeiten, wie Perlen an den diversen Spielorten entlang der Lahn aufgereiht.

2013startete das Lahnfestival erneut, diesmal wieder unter dem Titel „Gegen den Strom“ inspiriert durch das Wirken des heiligen Lubentius, dessen Sarg der Legende nach lahnaufwärts – gegen den Strom – von der Mosel bis nach Dietkirchen getragen wurde. Rund 50 Veranstaltungen zu Musik, Literatur, Philosophie und Religion betrachteten und umkreisten das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2013 „Eurovisionen“ in vielfältiger Weise und verbanden eine Reihe von Lahngemeinden zwischen Lahnstein und Diez erfolgreich zu einem einzigartigen Kulturprojekt. Begleitend wurden auch sieben verschiedene geführte Pilgerwanderungen auf dem Lahn-Camino angeboten.

Auch im Jahr 2014 war das Lahnfestival „Gegen den Strom“ nach dem Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Mit allen Sinnen“ gewidmet. Mit den Sinnen nimmt der Mensch das Leben und die Umwelt wahr, sie ermöglichen ihm Verständnis und Kommunikation. Die dazu notwendige Erfahrung mit Lust und Freude zu gewinnen, ist das Anliegen des Festivals 2014 mit seinem Feuerwerk an handverlesenen Veranstaltungen, deren Anliegen es ist, zu verändern, Verborgenes nach oben zu spülen, neue Perspektiven zu eröffnen und ganz einfach Lust auf Kultur zu machen.

Seit April 2014 hat Peregrini e.V. die Veranstaltungsreihe „Obernhofer Vollmondnächte“ als Träger übernommen.



Peregrini e.V. – mit Ihrer Hilfe

Wenn Sie Interesse an der Arbeit des Vereins haben und ihn mit Ihrer Mitgliedschaft unterstützen möchten, füllen Sie bitte den Antrag auf der nächsten Seite aus. Die Höhe der Mitgliedsgebühr beträgt 30 € pro Jahr. Sie können selbstverständlich einen höheren Betrag eintragen oder auf Nachfrage eine Ermäßigung bekommen.

Den Antrag schicken Sie bitte per Post oder Mail an eine der folgenden Adressen:

Gaby Fischer, 1. Vorsitzende
56379 Obernhof, Schulstraße 4,
gaby.fischer@obernhofer-vollmondnacht.de

Michael Reuter, 2. Vorsitzender
56379 Obernhof, Esterweg 1,
m.p.reuter@web.de

Oder geben Sie den Antrag bei einer der nächsten Veranstaltungen ab.