"Sag mir, Liebste, wie soll ich es deuten" – Oswald von Wolkenstein, Ritter und Minnesänger

"Sag mir, Liebste, wie soll ich es deuten" – Oswald von Wolkenstein, Ritter und Minnesänger


20. März 2026

Bilder-Vortrag: Dr. Peter Glasner
Musik: mülleRReuter

mit Weinprobe

Oswald von Wolkenstein (*1376/78, 1445) „gilt heute als bedeutendster deutschsprachiger Lyriker u. Liedautor zwischen Walther von der Vogelweide u. Goethe“ (Ulrich Müller). Im Gegensatz zu anderen Lyrikern des Mittelalters tritt uns Oswalds Profil nicht nur literarisch vermittelt entgegen. Sein berühmtes einäugiges Konterfei zeigen mehrere mittelalterliche Darstellungen wie z.B. die Innsbrucker Handschrift (oder Liederhandschrift B, um 1432) oder die Chronik über das Konzil von Konstanz (um 1464/65) des Ulrich von Richental, die Oswald (ohne Bart) im Hintergrund einer Reiterei vorstellt. Seine Lieder hat er selbst als Prachthandschriften in Auftrag gegeben.

In den Reiseliedern des Ritters, Pilgerfahrers und Konzilteilnehmers scheinen immer wieder auch autobiographische Motive, freilich in der Topik der jeweiligen literarischen Form, auf, sodass Oswalds Verse bis heute nichts an ihrer Wirkung eingebüßt haben. So sympathisiert das Publikum seit jeher mit einem dichtenden Ritter, der auch unrühmliche Ereignisse nicht verschweigt …

Eigenen Unterhaltungswert kann Lyrik insbesondere dann beanspruchen, wenn sie lautmalerisch versteht, sogar Tieren, Singvögeln ebenso wie Nutztieren, eigene Stimmen zu verleihen, wie es Oswald in seinem Mailied, das nur auf den ersten Blick eine Naturidylle vorstellt, getan hat. Der lieddichtende Landadelige Südtirols gewährt auch Einblicke in eigene Herzensangelegenheiten. Hierbei singt sein lyrisches Ich so unverporgen frei, dass Erotik und Alltagsthemen ebenso intoniert werden wie Melancholisches über das Altern oder Bedeutsames über den Sinn des Lebens.

Im Vortrag werden die ästhetischen Zusammenhänge literarischer Motivik ebenso wie die Relationen von mittelalterlichem Text und seiner Vertonung vorgeführt.

Privatdozent Dr. Peter Glasner hat Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft in Köln und London studiert; er lehrt und forscht in der Germanistischen Mediävistik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Der Eintritt ist wie immer frei – um Spenden wird gebeten.
Anmeldungen gern per Mail bitte an gaby.fischer@obernhofer-vollmondnacht.de oder telefonisch unter 0170 2751868.

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