OBERNHOFER VOLLMONDNACHT
Dienstag, 27. April, 20.00 Uhr:
„Antigone auf den Altarstufen“, (J. Anouilh)
Szenische Lesung mit Ella Anschein, David Langner, Joachim Wester,
Hiltrud Gunnemann, Monika Jensen, Benedikt Jensen u.a.
Ort: Kloster Arnstein, Klosterkirche
Anouilhs Drama (1942) basiert auf der gleichnamigen griechischen Tragödie des Dichters Sophokles aus dem Jahr 442 vor Christus. Der Schauplatz beider Versionen ist das griechische Theben.
Die beiden Brüder von Antigone haben sich im Kampf gegenseitig umgebracht. Der eine erhält als der „gute“ Bruder ein Staatsbegräbnis, der andere, der „böse“ Rebell, bleibt unbegraben auf dem Schlachtfeld zurück als Warnung an seine Anhänger. Antigone streut – trotz Kreons Verbot bei Todesstrafe –
heimlich Erde auf den Leichnam. Anouilh verlegt allerdings seine Fassung in das 20. Jahrhundert, verbindet dabei existentialistische Philosophie mit Elementen der antiken Tragödie und illustriert das Geschehen mit Hilfe aktueller Elemente wie Autos und Zigaretten. Die zeitliche Verlagerung hat zudem auch moralische Konsequenzen: Während es sich bei Sophokles um einen religiösen Konflikt handelt, bei dem sich Antigone gegen den Onkel
wegen eines göttlichen Gesetzes auflehnt, wird bei Anouilh daraus ein Generationenkonflikt.
Bei Anouilh weicht vor allem die Charakterisierung Kreons total von der Darstellung bei Sophokles ab. So ist Kreon hier kein Despot mehr, sondern vielmehr ein kunstsinniger Büchersammler, der sich widerstrebend der Realität stellt und nach dem Tod seines Bruders Ödipus seine Pflicht erfüllt und die Regierung übernimmt. Antigone andererseits erliegt ihrer jugendlichen Kompromisslosigkeit.